Wie jedes Jahr waren auch heuer wieder die Zentrumspforten im August geschlossen. Wohlverdienter Urlaub für alle Angestellten (bis auf die Wächter). Bekanntlich macht es ja wenig Sinn in diesem Monat Aktivitäten zu planen, da fast alle Kinder und Jugendlichen auf den Feldern aushelfen müssen. Es ist Regenzeit und damit Zeit für Felder vorbereiten, aussäen und jäten …
Im Wesentlichen werden die Programme und Angebote im Bildungszentrum so fortgeführt wie sie Ende Juli geendet haben. Auch die Anzahl von eingeschriebenen Kindern und Jugendlichen bleiben gleich (30 im Kindergarten, 250 in den täglichen Programmen und dann nochmals ca. 100 vorwiegend Jugendliche die ausschliesslich an den Fussballprogrammen teilnehmen).
In den ersten Teamsitzungen des neuen Schuljahres wurde aber beschlossen gewisse bereits implementierte Aktivitäten und Beschlüsse auszubauen. Da ist zunächst die Einbindung der Kinder und Jugendlichen in die Planung der täglichen Aktivitäten. Sie sollen es sein die unter unserer Mithilfe entscheiden was so passiert im Zentrumsalltag und was nicht passieren soll. Auch in der Lösungsfindung zweier permanenter Probleme im Zentrum sollen die Kinder und Jugendlichen mithelfen: Diebstahl und Gewalt. Diebstahl von Dingen des Zentrums aber noch viel mehr Diebstahl untereinander. Und dann diese ständige Gewalt. Möchte gar nicht wissen wie viele Steine schon durchs Zentrum geflogen sind weil irgendein Kind ein anderes geärgert oder komisch angeschaut hat …
Was wir diesbezüglich forcieren wollen ist die Einbindung der Erziehungsberechtigten. Schliesslich ist es ja dort und in den Schulen wo die Kinder lernen, dass man Probleme am besten mit Gewalt löst.
Diese häusliche Gewalt werden wir wohl nur schwierig aus der Welt schaffen. Wo wir aber doch Erfolgschancen haben ist bei der Abschaffung der körperlichen Gewalt an den Schulen. Wir werden dieses Jahr noch konsequenter alle Lehrer bei der Schulbehörde melden die Kinder schlagen.
Grosse Änderung gab es zu Saisonende in den Fussballprogrammen. Die Funktion des Trainers wie sie in der Welt des Fussballs gekannt wird wurde schlicht und einfach abgeschafft. Ähnlich wie in der Fussball 3 Methodik gibt es einen Mediator der in diesem Fall auch die Trainings vorbereitet, aber Trainingsinhalte, Aufstellungen für Spiele und auch Massnahmen bei Fällen wie zu spät kommen, Alkoholkonsum an den Abenden vor einem Spiel, etc. werden gemeinsam getroffen. Bei den Aufstellungen z.B. wird so vorgegangen, dass eine Spielerin oder Spieler die Aufstellung macht (jedes Mal eine/r andere/r) und dann wird diskutiert. Jeder der will kann seine Meinung kundtun. Natürlich auch der Mediator selbst.
Die Implementation dieser Neuerung ist zunächst auf Widerwillen gestossen („nein, so ist das im Fussball nicht“), inzwischen wird es aber gut aufgenommen und umgesetzt.
Sehr erfreulich sind die Wünsche und Vorstellungen des Bildungsministeriums für dieses Schuljahr. Es soll ein Pilotprojekt gestartet werden: alle Kinder und Jugendlichen sollen ausserhalb ihrer Schulzeit die Möglichkeit haben einer Tätigkeit nachzugehen die sie gerne machen. Also eine Sportart, Kunst, Musik, etc. Und ganz erfreulicher Weise ist es dem Bildungsministerium auch bewusst, dass es genau das ist was Delta Cultura seit 15 Jahren macht. Sie streben eine Kooperation mit uns an. Die Delegierte des Bildungsministeriums hier in Tarrafal wurde angehalten mit uns einen Kooperationsvertrag auszuarbeiten. Daran werden wir jetzt in den nächsten Wochen arbeiten.
Dies also der Stand der Dinge im Bildungszentrum Delta Cultura auf dem Weg zur Abschaffung dieser verfluchten Armut.